Römische Sarkophage in Worms


Idee und Inspiration

Schon immer interessierte mich die Philosophie, aber auch die Geschichte. Da verschlinge ich bisweilen Biografien und Fachbücher wie andere Leute Krimis oder Sahnetorte.
Besonders fragte ich mich, wie eine ganze Kultur und Zivilisation so zusammenbrechen konnte wie die Antike und warum es so unendlich lange dauerte, bis die Menschheit dort wieder anknüpfte. Jede und jeder kennt "Der Name der Rose" von Umberto Eco. Schon damals, als ich diesen großartigen Roman gelesen habe, hatte ich mich gefragt, wie wohl das "andere Ende" der Geschichte aussah. Nicht die des Auftauchens der Bücher aus einer längst vergangenen Epoche zu Beginn des zweiten Jahrtausends, sondern wie sie so schnell und vor allem so gründlich verschwinden konnten.

Das unscheinbare Büchlein „Aufklärung und Gegenaufklärung“ von Jochen Schmidt fesselte mich und führte mich in der Folge zu einer ganzen Reihe weiterer Bücher, bis hin zu Werken wie „Die Geschichte der Naturwissenschaft“ von Stephen F. Mason. Sie alle erhellten mir, was in den Jahrhunderten der Spätantke mit der Kultur geschehen war.
Ich versuchte mir vorzustellen, wie die Menschen diesen Niedergang damals erlebt haben. Er ging ja erschreckend schnell vor sich, so dass man auch innerhalb einer Lebensspanne diesen Abwärtssog spürte. Wer selbst gebildet war und viel herumkam, wie so mancher Händler oder Offizier, der muss gespürt haben, wie sich die Welt wandelte und verdüsterte.
So wollte ich die Geschichte des Untergangs der Antike einmal anders herum erzählen, und historisch korrekter. Zahllose Indizien, Befunde und auch "Zeugenaussagen" z.B. von den "Heiligen" Augustinus oder Ambrosius sowie den frühen Päpsten belegen, dass der Untergang von Antike und Römischem Reich zwar viele Ursachen hatte, die Rolle der Christen und der Kirche dabei aber bislang völlig unterschätzt und geschönt wurde.

Die staatlich verordnete Zwangschristianisierung im vierten und fünften Jahrhundert verdrängte innerhalb kurzer Zeit die Jahrhunderte alten anderen Kulturen der alten Götter, aber auch der Philosophie, der Wissenschaft, der breiten Bildung, der Theater und Literatur. Übrig blieb im sechsten Jahrhundert eine geistige Monokultur. In einem Heer von Analphabeten hegen und kopieren noch wenige Geistliche „Heilige Schriften“. Sämtliche Bücher, Papyri und damit das antike Wissen waren zu 99% verschwunden. Wissen und Philosophie gingen in einem ungeheuren Ausmaß verloren (und taucht erst viele Jahrhunderte später mit den Kreuzzügen bruchstückhaft und aus dem Arabischen zurückübersetzt wieder auf). Das düstere Mittelalter wurde, darauf deuten zahllose Belege hin, mehr von den frühen Kirchenglocken eingeläutet, als von Kriegen und Seuchen.
Plötzlich war die Idee geboren, einen Protagonisten durch diese damaligen Wirren zu schicken und sein Schicksal zu beschreiben. Der Niedergang der antiken Hochkultur verlief in unterschiedlichsten Schritten, besonders heftig aber zwischen dem dritten und fünften Jahrhundert.
Bei der Suche nach einer besonders geeigneten Zeitspanne und einem passenden Ort fiel die Wahl auf die Rheinschiene (denn dort wurde dieser Wandel noch durch Kriege und Völkerwanderung verstärkt) und auf das frühe 5. Jahrhundert:
Das römische Reich ist gerade endgültig geteilt, ein schwacher Kaiser Honorius regiert in Ravenna. Die heidnischen Bräuche sind inzwischen verboten, zahllose Tempel bereits abgerissen. Zugleich erodiert die Verwaltung, germanische Kleinkönigreiche, zunächst von Roms Gnaden, treten nach und nach an ihre Stelle.

Dies ist der Rahmen für die Geschichte. Mindestens so wichtig aber ist die Geschichte der Menschen, die darin vorkommen. Der Protagonist ist sehr aufgeweckt, aber kein klassischer Held. Weder mit dem Schwert noch in der Liebe stellt er sich allzu geschickt an (das mit dem Schwert wird im Laufe seines Lebens besser…).

Und was ist ein Roman ohne eine große Liebe? Die Liebesgeschichte in diesem Roman ist der eigentliche Grund dafür, dass es den Protagonisten immer wieder hinauszieht in die Ferne, sogar bis über die Grenzen des damals riesigen römischen Weltreiches hinaus.

Zeitgenossen unserer Protagonisten sind so verschiedene Menschen wie der Kirchenvater Augustinus von Hippo in Nordafrika, die Philosophin Hypatia in Ägypten und auch die als Nibelungen bekannten Burgunden am Rhein. Schon dies zeigt, welche Brüche und Spannungen die Geisteswelt des frühen fünften Jahrhunderts aufgewiesen haben muss.

Der geschichtliche Hintergrund des Buches wurde, wie Sie schon ahnen können, gewissenhaft recherchiert. Nebenbei erfährt man viel über die Küche, die Gebräuche und die Kultur dieser Zeit. Im Zuge der Handlung erfahren Quintus Aurelius und seine Freunde und mit ihnen die Leser eine Menge über die Philosophen und Denkschulen seiner Zeit, auch über die verschiedenen Strömungen der frühen Christenheit. Der Leser begibt sich deshalb auf eine spannende Reise, die obendrein für manchen auch noch ein wenig aufschlussreich sein wird.

Viel Vergnügen!